Stadtgeschichte
Meisenheim weist heute noch erstaunlich viel von seiner mittelalterlichen Bausubstanz auf, da es als einzige der vormals pfälzischen Städte in seiner fast 700jährigen Geschichte von Kriegen und größeren Katastrophen verschont geblieben ist.Es wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von einem fränkischen Siedler namens Meiso gegründet. Der Name „Meysinheim“ (Heim des Meiso) wird erstmals 1154 in einer Urkunde des Klosters Disibodenberg erwähnt.In dieser Zeit ging der Ort Meisenheim als Lehen an die Grafen von Veldenz, die ihren Hauptsitz hierher verlegten. Sie erhielten am 22. März 1315 für treue Dienste von König Ludwig dem Bayern die Stadtrechte für Meisenheim, wodurch es politischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt im unteren Glantal wurde.
Von der damals errichteten Stadtmauer sind heute noch große Teile mit Untertor, Münz- und Bürgerturm erhalten.
Als 1444 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken, eine Seitenlinie der Wittelsbacher, das Erbe der Veldenzer antraten, begann die Blütezeit Meisenheims, was heute noch an einigen sehenswerten Bauwerken aus dieser Zeit zu erkennen ist (Schlosskirche, Rathaus, Markthalle, Thayn´sches Haus, Ritterherberge, Adelshöfe und Bürgerhäuser). In wechselnder Folge war die Stadt Residenz, Nebenresidenz und Witwensitz des Herzogtums.
1815 kam Meisenheim an Hessen-Homburg; Landgraf Friedrich Josef nutzte das Schloss als Sommerresidenz für sich und seine Gemahlin, eine Tochter Georgs III. von England. Das hohe Paar weilte gerne hier. Dies ersieht man daraus, dass die Landgräfin das alte, 1614 erbaute Schloss, das sie 1826 gekauft hatte, von ihrem Oberbaurat, Georg Moller aus Darmstadt, durch einen größeren Seitenflügel erweitern ließ und an der Stelle, wo bis dahin alte, aus Zweibrücker Zeit stammende Gebäudeteile standen, einen Schlossgarten mit Terrassen anlegen ließ. Der mit großem Kunstverständnis und verhältnismäßig hohen Kosten neu hergestellte Fürstensitz war dem Landgrafen und seiner Gemahlin so ans Herz gewachsen, dass sie jedes Jahr mehrere Monate in Meisenheim verbrachten. Mit den reichen Mitteln, die ihm seine Frau mit in die Ehe gebracht hatte, tat der Landgraf viel zur Verschönerung der Stadt.
In den Folgejahren blieb das ehemalige Stadtbild weitgehend unangetastet, so dass dieses, als Ganzes betrachtet, Denkmal ist; Denkmal einer bewegten, wechselvollen Geschichte. Die denkmalpflegerischen und städtebaulichen Bemühungen der letzten Jahrzehnte bezeugen, dass Meisenheim sich sein wertvolles Stadtbild auch weiterhin bewahrt, und lassen so dem Besucher den historischen Stadtrundgang zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Historischer Stadtrundgang
Bürgerturm
Der Bürgerturm aus dem frühen 14. Jahrhundert diente einst neben der Verteidigung in seinem zweiten Stockwerk als Schuldgefängnis, sofern ein Schuldner nicht zahlen oder keinen sicheren Bürgen stellen konnte. Bis Ende des 17. Jahrhunderts war ihm ein Rondell vorgelegt.
Katholische Kirche
1680 von Ludwig XIV. berufen, beschloss das Kölner Franziskaner-Kapitel, in Meisenheim ein Kloster zu gründen. 1685 wurde der Grundstein gesetzt und 1688 die Kirche zu Ehren des Schutzpatrons, des hl. St. Antonius´ von Padua, geweiht, die nach Plänen des Klosterbruders Franz Matthias Heyliger gebaut worden ist. Sie war mit einem Dachreiter versehen, erst 1902 wurde im Barockstil ein Turm hinzugefügt.
Ehem. Lutherische Christianskirche
Erbaut 1761 – 1771 durch Maurermeister Christian Reheis nach Plänen des herrschaftlichen Landbaudirektors Philipp Heinrich Hellermann (1765-1776), unterstützt von Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken (1735 – 1775). Der schlichte Barockbau mit Rundbogenfenstern und Walmdach, Dachreiter mit zwei Laternen und welscher Haube diente den Lutheranern bis zur Kirchenunion 1836 als Gotteshaus. Ab 1911 evangelisches Gemeindehaus. Seit 2005 nutzt es die Stadt Meisenheim als Gemeindehaus.
Mohren-Apotheke
(Marktplatz 2)
Typischer Renaissancebau um 1550/1560. Sieben Achsen betonen die breite Lagerung des steinernen Baues, dessen drei Geschosse durch Simsbänder getrennt sind. Der runde Erker an der Ecke beherbergt Bildnisse in Medaillons an der Vorkragung. Seit dem 17. Jahrhundert wird hier eine Apotheke betrieben.
Markthalle
Das langgestreckte, zweigeschossige Gebäude besitzt sechs doppelte Fensterachsen. Es ist im Erdgeschoss als offene Säulenhalle mit zehn toskanischen Säulen gestaltet. Das Obergeschoss besteht aus einer geschlossenen Fachwerkfassade. Ein Pultdach bedeckt das gesamte Gebäude; es ist zur Untergasse hin abgewalmt. Als Baudatum werden die Jahre 1550 bis 1560 vermutet. Erbauer soll die Stadt gewesen sein. 1764 erfolgte ein Umbau zu Wachtstube, Gefängnis und Wohnung;
1930 wurde das Fachwerk freigelegt, 1939 Wiederherstellung der offenen Markthalle mit neuen Sandsteinsäulen.
Spätgotisches Rathaus 1508
Die Erbauung des Rathauses zeugt von dem verhältnismäßig großen Wohlstand der Stadt zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Baumeister und Steinmetz Philipp von Gmünd bewies mit diesem schmucken spätgotischen Bau um 1508 erneut sein Können. Die große Halle im Erdgeschoss wurde als Frucht-Markthalle genutzt und diente als Aufbewahrungsort für Bürgerwaffen und Feuerhaken, Leitern und Ledereimer. Die Ratsstube war im Obergeschoss. Bereits 1528 und 1529 befand sich eine Wirtschaft im Obergeschoss. Das wunderschöne Renaissanceportal führt innen zu einer Wendeltreppe, die erst um 1580 eingebaut wurde. 1611 erhielt das Gebäude einen Dachreiter, von wo aus vermutlich Feueralarm gegeben wurde. Ein weiterer Anbau erfolgte 1934 in der Rathausgasse, nachdem das Nachbar-Anwesen „Affenstein“ erworben worden war. In den Jahren 1991 bis 1994 wurden dann die Umbaumaßnahmen zur heutigen Bausubstanz getätigt. Das Rathaus wird heute für städtische Belange genutzt (Sitzungssaal, Bürgermeisterzimmer) und dient sonst als Altentagesstätte und Stadtbücherei.
Fürstenwärther Hof
Der Lehenshof (16. Jhd.) gehörte 1711 - 1853 den Herren von Fürstenwärther, Nachkommen des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken und seiner Gattin, der Glöckner-Tochter Maria Hepp. Sie wurden 1711 in den Stand von Freiherren erhoben. Das Wappen über der Balkontür zeigt links: von Fürstenwärther (Frau mit Dreifaltigkeitsblume auf Turm), und rechts von Kellenbach (Löwe).
Steinkallenfelser und Kellenbacher Hof
Die um 1530 errichteten Gebäude besitzen eine gemeinsame Hofeinfahrt und teilen sich einen Innenhof. Erwähnenswert sind der Spitzbogen der Einfahrt mit dem Kreuzrippengewölbe und der Treppenturm. An der Nordseite der Gebäude verläuft eine Traufgasse, in die ein Aborterker ragt.
Ritterherberge
An der Weggabelung der Obergasse zum „Luisengässchen“ (Volksmund) erhebt sich ein Fachwerk-Doppelhaus, errichtet um 1580, dessen nördliche Hälfte zweistöckig, seine südliche Hälfte dreistöckig ist. Der Giebel des nördlichen Gebäudeteils markiert die Weggabelung: Der im Volksmund übliche Name „Ritterherberge“ ist allerdings in den Archivunterlagen nicht nachweisbar. Man vermutet, dass sich hier einst Angehörige einheimischer Ritterfamilien trafen und zechten. Eventuell diente die Ritterherberge zur Übernachtung von auswärtigen Adeligen in der Stadt Meisenheim. An diesem Anwesen in der Obergasse 4 wurden im Jahre 1725 die Tür- und Fenstergewände verändert.
Amtsgasse 11
Das Haus an der Amtsgasse 11 wurde vermutlich um 1630 errichtet. Durch seine Fachwerkkonstruktion setzt es einen städtebaulichen Akzent gegenüber dem Platz vor der Schlosskirche.
Schlosskirche
Die Schlosskirche, erste Erwähnung 1279, ist der kunsthistorisch wichtigste Bau Meisenheims, dessen Grundstein im Auftrag Ludwigs des Schwarzen, Pfalzgraf von Pfalz-Zweibrücken, 1479 durch den Baumeister Philipp von Gmünd gelegt wurde. 1504 wurde unter Pfalzgraf Alexander von Pfalz-Zweibrücken der Bau vollendet. Die Schlosskirche bildet zusammen mit dem Herzog-Wolfgang-Haus den einzigen erhaltenen Rest des ehemaligen Schlosses.
Die dreischiffige Hallenkirche besteht aus fünf Jochen und hat einen prachtvoll ausgebildeten Turm mit fialenbekrönten Strebepfeilern. Er trägt einen durchbrochenen Turmhelm mit zierlicher, vierseitiger Laterne und einer Galerie. Der quadratische Vorchor wird von einer Grabkapelle und einer zweigeschossigen Sakristei flankiert. Die Netzgewölbe ruhen auf Rundpfeilern mit achteckigem Sockel und Kämpfer. Im Vorchor und Chorpolygon gibt es reiche kuppelige Sterngewölbe. Das kunstvollste Gewölbe befindet sich in der Grabkapelle südlich des Vorchors. 1765 - 1767 wurde durch die Gebrüder Stumm, Rhaunen-Sulzbach, eine großzügig disponierte Orgel eingebaut. Die Schlosskirche gehört gemäß der Haager Konvention für den Schutz von Kulturgut zu den Sonderschutz würdigen Kulturdenkmälern des Landes RLP. Sie ist der bedeutendste Bau aus der Spätgotik im Nahegebiet.
Gelbes Haus“
Aus dem Jahre 1497 dürfte das „Gelbe Haus“ stammen. Damals ließ der Johanniter-Komtur für seine Ordensbrüder diesen Bau errichten, der bis 1532 als Johanniterkommende diente. Später war die herrschaftliche Landschreiberei hier untergebracht. Im 17. Jahrhundert wurde ein überdachter Steg zum Schlossplatz hin errichtet.
In einer Urkunde von 1349 heißt es, das „Gelbe Haus“ in der Amtsgasse sei das älteste Fachwerkhaus im Glangebiet.
Thayn’sches Haus
(Untergasse 54) Prächtiges Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert. Es überragt die übrigen Bürgerhäuser an Größe, Alter und Schönheit. Für viele gilt es als das schönste dreistöckige Bürgerhaus in Meisenheim. Auf der Hofseite befindet sich ein Treppenturm mit Spindeltreppe.
Untertor
Die Erbauung des einzig noch erhaltenen Tores der Stadt erfolgte 1315 nach der Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Ludwig den Bayern. Der untere Teil mit der hohen Spitzbogenblende, in der das Fallgatter verlief, stammt wahrscheinlich noch aus dieser Zeit. Das innere Tor und die Fenster darüber sind von dem Umbau 1847. Der obere Rand ist um ein Geringes vorgekragt. Auf seinen Ecken stoßen kleine spätgotische Ecktürmchen auf Konsolen dreiseitig vor. Jedoch sind diese nicht in ganzer Höhe erhalten. Die heutige geschieferte achtseitige Pyramide nach der Stadtseite ist wohl erst nach 1689 aufgesetzt worden. Auf der linken Seite des Turms führt eine Treppe zum Wehrgang. Im obersten Stockwerk wohnte der Türmer, der über den Frieden der Stadt wachen musste. Begehrten nachts Gäste Einlass, so musste er den Gemeindebürgermeister rufen, denn nur in dessen Beisein durfte er die Fallbrücke herablassen und die kleine Eingangspforte öffnen.
Die Ausblicke auf das quadratisch angelegte Untertor aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckbuckelquadern und der geschieferte achteckige pyramidenartige Turm tragen dazu bei, den Vergleich zu Rothenburg herzustellen. In Verbindung mit den Fachwerkhäusern entsteht dem Besucher der Eindruck des mittelalterlichen Stadtbildes.
Rapportierplatz mit Brunnen
Die älteste gesicherte Erwähnung des Namens "Rapportierplatz" stammt erst aus dem Jahre 1653. Der Name des Platzes geht darauf zurück, dass hier einst die Bürgerwehr zum Rapport antreten musste.
Seit 1938 steht ein Brunnen auf dem Platz. Bildhauer Emil Cauer der Jüngere (1867-1946) schuf die Brunnenfigur eines Knaben mit zwei Meisen in den Händen.
Haus der Begegnung
Die ehemalige Synagoge, heute „Haus der Begegnung“, wurde zwischen 1864 und 1866 in der Saarstrasse 3 gebaut, nachdem das alte Bethaus in der Lauergasse zu klein geworden war. Die Meisenheimer Synagoge gilt heute als künstlerisch anspruchvollste unter den im Kreis Bad Kreuznach erhaltenen Synagogengebäuden. Der hallenartige Bau aus unverputztem einheimischen Sandstein steht mit seiner giebelseitigen, auf Repräsentation angelegten Front zur Strasse. Der Bau befindet sich seit 1985 in der Obhut des „Träger- und Fördervereins Synagoge Meisenheim“, ist 1986/87 renoviert worden und wird heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Boos von Waldeckscher Hof
Zu den ältesten Anwesen der Stadt zählt der ehemalige Adelshof in der Obergasse 26, der nach sorgfältiger und schonender Restaurierung einen attraktiven Blickfang am Eingang zur Historischen Altstadt bietet. Der Hof befand sich von 1422 bis 1806 ausschließlich im Besitz derer Boos von Waldeck, die Jahrhunderte den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken dienten.
Inspektorenhaus
Das giebelständige Haus, Obergasse 19, mit Sichtfachwerk und Treppenturm mit achteckigem Grundriss wurde um 1600 erbaut. Später in den Besitz der herrschaftlichen Regierung gelangt, diente es nach 1727 der Lutherischen Gemeinde als Pastorat. Hier lebte unter anderem der Geistliche Johann Nikolaus Götz, auch als „Winterburger Nachtigall“ bekannt, und schrieb hier etliche seiner Gedichte.
Herzog-Wolfgang-Haus
Erbaut 1614 als Witwensitz der zweibrückischen Pfalzgräfinnen. 1825-1827 neugotischer Anbau von Georg Moller, Darmstadt, als Sommer-Residenz des hessen-homburgischen Landgrafenpaares Friedrich VI. (1820-1829) und Elisabeth, einer englischen Prinzessin.
1869 – 1932 Sitz des Landratsamtes des Kreises Meisenheim. Heute befindet sich hier eine Heilpädagogische Einrichtung der kreuznacher diakonie.
Eiserner Steg über den Glan
Der Meisenheimer Verschönerungsverein von 1878 errichtete 1893 die Fußbrücke zwischen dem Herrenschlag und dem Tal. Die Ausführung erfolgte in Stahlfachwerk mit gusseisernen Pfosten auf Steinpfeilern. 1998 konnte Dank Landeszuweisung, Spenden und Eigenleistungen eine Erneuerung des Steges erfolgen.
Mühlturm
Der Mühlturm, auch Münzturm genannt, war Bestandteil der alten Stadtmauer und diente 1554 als Wachturm. In unmittelbarer Nachbarschaft stehen die Gebäude der ehemaligen Stadtmühle.
Bahnhofsgebäude
(Bismarkplatz 1) Das ehemalige Bahnhofsgebäude stellt ein gutes Beispiel für den Historismus um 1900 dar. Interessant sind die Kombination von Stilelementen aus verschiedenen Epochen.
Lettermannsches Haus
Das Haus in der Untergasse 16 wurde ursprünglich im 17. Jahrhundert erbaut. Der bauliche Zustand machte jedoch im Jahre 2000 eine Erneuerung bis auf die Grundmauern notwendig. Im oberen Teil der Untergasse fällt dem Betrachter das hübsche Fachwerk sofort ins Auge. Außerdem konnte die schön geschnitzte Holztüre aus der berühmten Meisenheimer Schmidt-Werkstatt gerettet und wieder eingebaut werden. Das stadteigene Gebäude ist im Erdgeschoss Anlaufstelle für Touristen.