Einen Teelöffel Kraut mit einem Viertelliter Wasser übergießen, nach zehn Minuten abseihen: Fertig ist der Wermut-Tee. Das Kraut hilft bei Magenschmerzen, regt den Appetit an, senkt Fieber - und wächst im Kräutergarten der Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg (Kreis Kusel). Eine halb zerfallene Bruchsteinmauer und ein kleiner Holzzaun umfassen die grünen Beete in der Unterburg.
So könnte der Garten schon zur Zeit der Ritter ausgesehen haben - oder auch nicht. Wenig ist über die damaligen Burggärten bekannt, deshalb nahm man auf Burg Lichtenberg den mittelalterlichen Klosterplan von St. Gallen und eine Zeichnung des Gartens des Klosters Reichenau, den der Abt Walahfrid Strabo zur Zeit der Karolinger um 840 eingerichtet hatte, zum Vorbild.
Auf Burg Lichtenberg wurden die Kräuterbeete 1988 angelegt, zur Veranschaulichung. Denn es gibt keine klassischen Kräutergärten auf Burgen, erklärt Friedhoff. Gerade im Spätmittelalter dienten Gartenanlagen eher der Erbauung. Das Bild vom "Paradiesgärtlein" eines oberrheinischen Malers von 1410 verdeutlicht dies: Neben denen, die die Beete bepflanzen, halten sich Musikanten, lesende und sich unterhaltende Menschen im Lebensraum Garten auf. Auf Lichtenberg befand sich der Garten, wie auch heute wieder, innerhalb der Mauern. Aus Lehensurkunden geht hervor, dass zu den Wohnhäusern ritterlicher Burgmannen auf der Unterburg ein Garten gehörte.
Seit einigen Jahren findet auf der Burganlage immer am dritten Juni Wochenende ein Kräutermarkt statt. 1500 Besucher drängten sich diesmal an den Ständen vor der mittelalterlichen Kulisse. Mit einer Länge von 450 Metern ist die Burg Lichtenberg eine der größten Burganlagen Deutschlands. Erbaut wurde sie um 1200 und gehörte zum Besitz der Grafen von Veldenz.
Der Unterburg folgte im 13. Jahrhundert die Oberburg mit Bergfried und ovaler Ringmauer.
Anders als die weitverbreiteten Wald- und Wiesenkräuter, die überall rund um das Burggelände wuchern, sind innerhalb des Burggartens lediglich Odermennig und Schafgarbe allgemein verbreitet. Andorn, Essigrose, Fenchel, Katzenminze, Liebstöckel, Mutterkraut und Schwertlilie finden sich verwildert nur unter besonders günstigen klimatischen Bedingungen. In der freien Natur sind sie selten. Für die Einwanderung vieler Kräuter sind hauptsächlich die Römer verantwortlich, die sie aus dem Mittelmeerraum oder Kleinasien mit in unsere Breiten brachten. Die Samen von Eberraute oder Rosmarin haben wahrscheinlich Mönche aus dem Süden mitgebracht. Von den Gärten der neu gegründeten Klöster gelangten die grünen Neuankömmlinge bald in benachbarte Burgen und Dörfer - und so ins ganze Land.
Der Kräutergarten ist zwar umzäunt, doch von außen kann man zu jeder Zeit alles sehen. Nach Absprache werden Kräutergartenführungen angeboten: Anmeldung unter Telefon 06381/8429 oder per E-Mail an
Film über den Kräutermarkt
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